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Wir hören auf, um weiterzumachen

Es ist soweit: Der MOMA-Vorstand hat Anfang Juli beschlossen, das Erscheinen von MOMA per Ende 2000 einzustellen. Ab sofort werden keine Rechnungen mehr verschickt und bezüglich Personal und Büroräume wird auf Abschluss hin gearbeitet. Ein kleiner Stein mehr bricht aus der Nach-68er-Gegenöffentlichkeit. Das -Verschwinden von MOMA aus der linken Schweizer Medienwelt wird keine grosse, aber eine tiefe Lücke hinterlassen. Symptomatisch ist es dennoch, denn mit MOMA verschwindet eine Publikation, die als Plattform und Forum über Partei- und Verbandsgrenzen hinweg nach den Perspektiven linker Politik fragte.

Dass MOMA als Zeitschrift mehr als fünf Jahre lang erscheinen konnte, verdankt es neben dem grossen Engagement von Redaktion und Vorstand vor allem auch seinen treuen LeserInnen und der riesigen moralischen und finanziellen Unterstützung, die wir von einigen Leuten erfahren durften. Ihnen allen sei an dieser Stelle ganz herzlich für ihre Solidarität gedankt.

 

Gescheiterte Anstrengungen ...

Seit der Lancierung von MOMA, dem Monatsmagazin für neue Politik, war allen Beteiligten klar, dass es sich hier um ein politisches Projekt und nicht um ein gängiges Produkt handelt. Fast ausschliesslich in Gratisarbeit erstellt, lebt MOMA vom politischen Engagement seiner Redaktionsmitglieder. Kaum je wurde ein Honorar für Beiträge bezahlt. Einzig die Produktion der Zeitschrift wurde mit einer Teilzeitstelle finanziert.

Als Ziel setzten wir, die MacherInnen, eine Dokumentation und eine Belebung der politischen Diskussion in linken, grünen, feministischen Kreisen - über die Gärtchen und Grenzen von Themen und Organisationen hinweg. Der Diskurs wurde zum Ziel, die Verständigung zum Programm. Dass ein solches Vorhaben sich nicht auf eine Massenbasis und breite LeserInnenschaft ausrichten kann, war allen klar. Aber selbst für uns war es immer wieder ernüchternd, wie wenig offene, grundsätzliche politische Diskussion in der Schweiz geführt werden, die wir dokumentieren könnten. Zwar gelang es uns immer wieder, zu zentralen Themen der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung wichtige Leute für Redaktionsgespräche an einen Tisch zu bringen, aber die Verständigung endete meist am Tisch und im Heft. Selten strahlten diese Diskurse über die direkt Beteiligten hinaus in die linke Öffentlichkeit aus. Die Verständigung des rot-grün-lila-Spektrums über gemeinsame Ziele, gemeinsame Strategien, gemeinsame Politik fand kaum statt. Der Rückzug aus der Politik oder zumindest in die eigenen vier Wände der Partei, des Verbandes, der Organisation liess auch MOMA im luftleeren Raum. Es fehlte der Sauerstoff politisch lebendiger Auseinandersetzung, der das Lesen von MOMA spannend machen könnte. Das Fehlen diskursiver Politik entzog MOMA den Boden der LeserInnen.

Die ständigen Aufrufe für Neuabos, die Hilferufe für Spenden und Geschenkabso belegen diese Probleme seit Jahren. Auch Ende 1999 war es wieder soweit: Wir haben angekündigt, dass die Zahl der Abos im Verlauf des Jahres 2000 um 300 steigen müsse, bis Mitte Jahr das Zwischenziel von 150 Neuabos zu erreichen sei. Leider ist uns dies nicht gelungen. Damit fehlt der finanzielle Boden, um das Projekt MOMA auch als gedrucktes Produkt weiter zu be- und vertreiben.

 

... aber anhaltender Wille

Mit dem Produkt MOMA stirbt aber nicht das Projekt. Seit Anfang des Jahres sind wir intensiv daran, neue Konzepte und neue Projekte zu diskutieren. Der Anspruch der Beteiligten, politische Verständigung in einem diskursiven Forum zu ermöglichen, ist nicht erloschen. Im Gegenteil: Angesichts der Krise linker Politik scheint uns eine solche Plattform notwendiger denn je. Die MacherInnen von MOMA sind weiterhin bereit, sich und ihre Arbeit einem solchen Projekt zur Verfügung zu stellen. In den letzten Monaten wurden Kontakte geknüpft zu verschiedenen Organisationen, um gemeinsame Kooperationen zu eröffnen. Auch im MOMA selber lag unser Brief bei, in dem wir nach PartnerInnen suchten, um gemeinsam thematische Hefte zu produzieren. MOMA soll verbreitert werden, um auf strukturell und finanziell tragfähigerem Boden zu stehen.

In den nächsten Monaten werden wir intensiv die angefangenen Gespräche weiterführen und versuchen, ein neues Projekt zu definieren, das dem alten Anspruch besser gerecht werden kann. Auch wenn der Vorstand also beschlossen hat, MOMA in seiner bisherigen Form per Ende Jahr einzustellen, ist das hoffentlich noch nicht das Aus für unser Projekt. Wir laden alle LeserInnen herzlich ein, mit dabei zu sein, wenn wir ein neues Projekt aus der Taufe heben. Auch wenn wir ab sofort keine Aborechnungen mehr verschicken, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Wir wollen das alte Projekt ohne offene Rechnungen abschliessen und auch finanziell Spielraum haben, ein neues Projekt zu überlegen. Wir erlauben uns deshalb, einen Einzahlungsschein beizulegen und hoffen, dass Sie Ihren Abobeitrag und eine Spende an das Projekt überweisen.

Für Redaktion und Vorstand: Maja Wicki, Florian Wick, Roland Brunner

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