Moma 4.2000 InhaltsverzeichnisIntegration |
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Daniel Lampart | Editorial |
Roland Brunner |
TAGEBUCH Den Kapitalismus am Laufen gehalten |
Redaktionsgespräch mit Carlo Knöpfel und Serge Gaillard | Neoliberale
Konversionen über die Krise der Neunzigerjahre |
Daniel Lampart |
Die Diktatur der leeren Kassen Zur politischen Ökonomie der Rezession |
André Mach |
Deckmantel Eigenverantwortung Zum neoliberalen Rezessions-Aufschwung |
Andreas Rieger | Billiglohnthese im
Aus Aussagen, über die heute sogar Hühner lachen |
Serge Gaillard |
Die Krise der 90er-Jahre Ein Rückblick |
Maja Wicki |
Befreiung von Armut als Utopie? Grundbedürfnisse und -rechte heutiger Frauen |
Oliver Peters |
Der Solothurner Kompromiss heute Eine Zwischenbilanz zur Arbeitslosenversicherung |
Daniel Lampart |
Neoliberaler Aufschwung Besprechungen |
Editorial |
Sieben fette Jahre für die Wirtschaftsliberalen?
Die Strukturen der Schweiz seien verkrustet. Die Schweiz könne im internationalen Wettbewerb nicht mithalten. Arbeitsplätze würden ausgelagert. Die Informationstechnologie führe zu "joblosem Wachstum": das Ende der Arbeit! Solche Theorien hatten während der Rezession Konjunktur. Nun wächst das BIP wieder, die Arbeitslosigkeit geht zurück, ohne dass sich Grundlegendes geändert hätte. Die einen habens schon immer gewusst. Die anderen reiben sich die Augen. Was ist in den letzten Jahren passiert? Rückblickend ist klar, dass die Schweiz eine ungefähr sieben Jahre dauernde Rezession durchlaufen hat, die sich in die Reihe der Rezessionen seit den frühen Siebzigerjahren einordnen lässt. Im Unterschied zu den früheren Krisen stieg die Erwerbslosigkeit jedoch in einem für die Schweiz ungewohnten Ausmass, was zu teilweise massiver Verunsicherung führte. Offenbar konnten sich diese Verunsicherung vor allem rechts- und neoliberale Kreise zu Nutzen machen. Sie konnten ihrer Auffassung Nachdruck verleihen, die Krise der Schweizer Wirtschaft sei durch strukturelle Schwächen verursacht. Konkret: Zu hohe Löhne und Lohnnebenkosten sowie Steuern, zu wenig flexible Rahmenbedingungen etwa auf dem Arbeitsmarkt, zu komfortable Sozialwerke, ineffizienter Service public usw. Das sozialpolitische Klima hat sich in der Folge abgekühlt und die Situation in der Arbeitswelt wurde für zahlreiche ArbeitnehmerInnen belastender. Aus kritischer Distanz zeigt sich aber, dass die rechtsliberalen Drohungen zwar Angst machten, die Folgen zumindest in der Politik aber relativ gering waren. Die Veränderungen in der Arbeitswelt jedoch sind gravierender, wie etwa die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse und individualisierter Anstellungen zeigt. Nachdem sich nun die meisten darüber einig sind, dass die Krise der Neunziger kein strukturelles Problem, sondern eine typische kapitalistische Rezession war, ist es für die künftige linke Politik sinnvoll und wichtig, die Geschehnisse aus nüchterner Distanz noch einmal Revue passieren zu lassen. Die Mai-Ausgabe von MOMA möchte die ökonomischen und politischen Ursachen der Krise dingfest machen, sowie die Akteure und ihre Forderungen benennen und kritisieren, um so einen Beitrag zur Vorbereitung auf die nächste Krise zu leisten – denn die kommt bestimmt! Daniel Lampart |
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