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Moma 8.99 – Inhaltsverzeichnis

Emanzipation Reisen

 

Florian Wick Editorial
Yvonne Zimmermann TAGEBUCH
Die Solidarit? globalisieren
Redaktionsgespr?h mit Ursula Bauer, Maya Doetzkies und J?g Frischknecht Der staunende Kinderblick
Al Imfeld Neugierde trieb mich in die Welt
?er meine Reiselus
Susanne Kramer-Friedrich Das andere Reisen
Ein fiktives Gespr?h
Ueli M?er Stationen
Arnold K?zli – unterwegs
Ir?e H?erle und Gertrud Wirz Die Intensit? des Augenblicks
Erinnerungen nach dem elften Indien-Aufenthalt
Maja Wicki Grenzen
Diesseits und jenseits der Grenzen
Christine Pl?s Zukunftsf?ig?
Tourismus an der Jahrtausendschwelle

 

Editorial Die beste Art zu reisen?

Thinking is the best way to travel: Diese Antwort lieferte die legend?e Gruppe Moody Blues vor einigen Jahren – musikhistorisch gesehen also vor Urzeiten. Wirklich ?erzeugt hat ihr Votum jedoch nicht. Was tut die Schweizerin, der Schweizer in seiner Urlaubszeit? Folgende Vermutung sei gewagt: Sie/Er stapelt bereits in tiefer Winterzeit Kataloge, Internet-Adressen und vor allem beneidenswerte Ansichtskarten aus allen m?lichen L?dern. Das bringt Sonne ins Gem?, ein L?heln ins Herz. Doch bis zur ersehnten Flugzeugbesteigung ist noch manch bittrer Wermutstropfen zu verkraften. Nicht zuletzt endlose Diavortr?e mit Themen wie "Velo-Plattfuss in Afrika" oder "Ich und mein Yogi im Himalaya" machen extrem neidisch (und lichten den Bekanntenkreis). Es gilt also nicht nur, hin zur Sonne sich zu bewegen, etwas Abenteuer und Originalit? werden schon verlangt. Zur Folge hat das einen nicht enden wollenden Strom von TouristInnen in die hintersten Winkel dieser Erde. Nicht zu Unrecht wird gesagt, "TouristIn" sei die einzig m?liche Form des Weltb?gers: ?erall ist sie, ?erall ist er gewesen, ?erall hinterl?st man Spuren. ?erall verh?t man sich ziemlich ?nlich.

Der Typus Tourist, den ich hier beschreibe, ist eindeutig Ausdruck privilegierter Lebensstile. Nur 5 Prozent der Weltbev?kerung haben die M?lichkeit ins Ausland zu reisen, drei F?ftel aller Flugzeugreisen dienen nur dem Tourismus. Der Tourismus ist eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige der Welt – mit Einbr?hen in j?gster Zeit (S. 27). 625 Millionen grenz?erschreitende Reisen hat die WTO (World Tourism Organization) f? das Jahr 1998 errechnet. Seit dem Jahr des Rio-Umweltgipfels (1992) immerhin eine Zunahme von 25 Prozent. An besagtem Gipfel wurde der Tourismus noch ausgeklammert. Dabei hat er bekanntlich verheerende Folgen: Umweltverschmutzung, Landschaftsverschandelung, Energie- und Wasserverschwendung. In den besuchten L?dern bestehen oft keine geregelten Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch, Kinder- und Jugendschutz oder Mindestlohn gibt es kaum. Eine verarmte Bev?kerung dr?gt in die St?te, wird gezwungen, ihre Kultur zu vermarkten oder gleich sich selbst. Nationen, die ganz auf die Karte des Tourismus setzen, werden bei Einbr?hen der Einnahmen gezwungen, Investitionsanreize f? Investoren zu schaffen. Und Reisen wird, bei einem ?erangebot, unanst?dig billig.

Die SchweizerInnen selber machen pro Jahr 12 Millionen Auslandreisen. Man h?t dann oft die alte Leier von wegen, zu Hause sei es aber besser (nur in den USA sei alles gr?ser). Die Bereitschaft, sich mit fremden Kulturen auseinander zu setzen, ist in der Regel nicht besonders ausgepr?t. Das braucht Zeit, Offenheit und Willen. Wer in weniger als 81 Tagen um die Welt reist, kann meistens nichts von dem aufbringen. Dabei kann Reisen durchaus mit Sinn verbunden werden – ob man nun in die Weite oder die Ferne schweift (S. 5). Man kann sogar in die ?nlichkeit reisen (S. 10). Denn Reisen auch ins vermeintlich Bekannte ist immer wieder die Entdeckung des Neuen (S. 23), auch der Ver?derung (S. 12). Dabei sind die durch Vertr?e festgelegten Grenzen nur eine Form von Grenzen: Grenzen und ihre ?erschreitungen besch?tigen uns in unserem t?lichen Leben von der Wiege bis zur Bahre als Ein-, Aus- und Abgrenzung auf verschiedensten Ebenen (S. 14).

Gute Reise!

Florian Wick

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